CDU
1. Förderung der
Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit
Der zweite Kinder- und Jugendbericht Rheinland-Pfalz macht genau wie die letzten Kinder und Jugendberichte der Bundesregierung deutlich, dass eine ausreichende Förderung notwendig ist, um nachhaltige und bedarfsgerechte Strukturen für Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit zu schaffen.
Werden Sie sich dafür
einsetzen, für die Leistungen der Jugendarbeit mit mind. 5% der Ausgaben der
Jugendhilfe auf Landesebene einzuplanen und die Kommunen aufzufordern dies
ebenfalls zu tun?
"Jugendarbeit ist Bildungsarbeit und genießt daher höchsten Stellenwert. Mir ist es wichtig, jungen Menschen die Räume zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu geben – ob in Vereinen, Verbänden oder Initiativen. Ich setze mich deshalb ein für eine bedarfsorientierte Ausstattung der Jugendarbeit – und zwar durch das Land und durch die Kommunen. Dazu gehört an erster Stelle, die Kommunen finanziell so auszustatten, dass sie ihre Aufgaben vollumfänglich erfüllen können. An diesem Punkt sind wir in Rheinland-Pfalz leider noch nicht, da wir noch immer mit einem verfassungswidrigen Finanzausgleich kämpfen – darunter leidet auch die finanzielle Unterstützung der Jugendarbeit."
2. Verbesserte Bedingungen für ehrenamtliches Engagement
Durch die Pandemie sind aktuell viele Angebote in der
Jugendarbeit nur digital machbar. Für Ehrenamtliche schmälert dies zusätzlich
die Motivation und die Beteiligungsmöglichkeiten für das Engagement in der
Gemeinschaft. Mit bis zu 10 Tagen Freistellung, je nach Bereitschaft der
Arbeitgeber, schafft das Land bereits einen kleinen Anreiz für Ehrenamtliche
sich zu engagieren. Das führt allerdings zu erheblichen finanziellen Einbußen
bei den Ehrenamtlichen.
Wie möchten Sie dazu
beitragen, in Rheinland-Pfalz die Ehrenamtskultur in der Jugendarbeit nicht nur
mit "warmen" Worten zu fördern?
"Die Pandemie greift in alle
Lebensbereiche ein – auch in das Ehrenamt. Das Brachliegen einiger Initiativen,
die vom persönlichen Miteinander leben, bedroht Erreichtes. Ehrenamt macht dann
Spaß und übersteht anspruchsvolle Zeiten, wenn man sieht, dass sich der eigene
Einsatz lohnt und von der Gesellschaft anerkannt wird. Die Diskussionen um
beispielsweise eine Ehrenamtsrente im Bereich der Freiwilligen Feuerwehr haben
gezeigt, dass sich Menschen nicht des eigenen Vorteils wegen im Ehrenamt
engagieren. Respekt, Anerkennung und Wertschätzung sind, zusammen mit einer
Entlastung von bürokratischen Herausforderungen, der richtige Weg zur Stärkung
des Ehrenamts. Das schließt Anreize und Boni für eine ehrenamtliche Tätigkeit,
wie Gratiseintritt in kommunale Schwimmbäder oder vergünstigte Nutzung des
ÖPNV, nicht aus. Dabei sind aber insbesondere die Kommunen gefragt, und denen
wollen wir auch in der Frage der Förderung und Unterstützung des Ehrenamts
dringend mehr Spielraum verschaffen."
3. Partizipation junger Menschen strukturell verankern
Grundlage für die Weiterentwicklung von Städten und Dörfern sind Planungen und Entscheidungen, an denen sich junge Menschen selten bis gar nicht beteiligen oder nach ihrer Meinung gefragt werden, obwohl sich fast alle Maßnahmen unmittelbar auf ihre Lebenswelt und Zukunft auswirken. Dabei sollte es zum Beispiel in der Bauplanung nicht nur um Lage und Ausstattung von Spielplätzen gehen, sondern generell um die Planung einer jugendgerechten Kommune.
Wie werden Sie sich für eine
flächendeckend strukturelle Verankerung der Kinder- und Jugendbeteiligung in
Form der Änderung von §16c der Gemeindeordnung in eine „Muss-Vorschrift“
einsetzen, so dass zukünftig grundsätzlich in allen Bereichen kommunaler
Entscheidungen, auch bei Wahlen, die Belange von Kindern und Jugendlichen
gehört und junge Menschen beteiligt werden müssen?
"Ich halte nichts davon, „zahnlose“
Beteiligungsmechanismen zu schaffen und insbesondere Kindern und Jugendlichen
eine Möglichkeit der Mitsprache vorzuspielen, die im Zweifelsfalle nicht
bindend ist oder überstimmt wird. Unsere kommunalen Vertretungen und Parlamente
müssen dynamischer werden. Wenn Vertreter in kommunalen Räten, in Ehren- oder
Hauptämtern, die Belange von Kindern und jungen Menschen nicht oder nicht
ausreichend berücksichtigen, dann müssen Wählerinnen und Wähler sie im demokratischen
Prozess austauschen. Zudem traue ich Menschen, die für Kinder und Jugendliche
bis zu deren Volljährigkeit Sorge tragen, zu, sich für die Belange ihrer
Schutzbefohlenen umfänglich einzusetzen.
4. Haltung zeigen gegen
gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und mehr Ressourcen für Politische
Bildung und Demokratiebildung für Kinder und Jugendliche
Der Kreisjugendring steht für Offenheit und Vielfalt
und stellt sich klar gegen Rassismus, Sexismus und Antisemitismus und andere
Formen der Ausgrenzung. Im 16. Kinder-und Jugendbericht wird die Relevanz
unserer Arbeit als Träger der politischen Bildung bei jungen Menschen
ausführlich betont. Antidemokratische Entwicklungen in der Gesellschaft und die
Auswirkungen der Pandemie stellen eine besondere Herausforderung auch für alle
Akteur*innen in der Jugendarbeit dar.
Wie werden Sie im Sinne
einer lebendigen und offenen Gesellschaft mit menschenfeindlichen Gruppierungen
umgehen, um die Werte unserer Demokratie schützen? Wie werden Sie die
politische Bildung in der Jugendarbeit für und mit jungen Menschen fördern und
ausstatten?
Wie werden Sie die
politische Bildung in der Jugendarbeit für und mit jungen Menschen fördern und
ausstatten?
"Eine offene Gesellschaft, in der Meinungsfreiheit herrscht, bedeutet
nicht, dass jede Meinung ihre Berechtigung hat oder auf Augenhöhe mit anderen
Meinungen steht. Hass, Menschenverachtung und Diskriminierung haben auch in der
offensten Gesellschaft nichts verloren – keine Toleranz für Intoleranz. Wir
müssen diejenigen, die sich am gesellschaftlichen Zusammenhalt vergehen, klar
als Brandstifter und Feinde unserer Rechts- und Gesellschaftsordnung benennen.
Die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig politische Bildung und Medienkompetenz
geworden sind. Wir müssen junge Menschen in die Lage versetzen, Fakten von
Meinungen und Meinungen von Verschwörungstheorien zu unterscheiden. Wir müssen
ihnen das Rüstzeug mitgeben, mit einer Flut an Informationen umzugehen und sie
richtig einzusortieren. Deshalb wollen wir insbesondere im schulpflichtigen
Altersbereich früher als bisher verstärkt auf politische Bildung sowie die
Vermittlung im Umgang mit Medien und sozialen Netzwerken setzen. So
immunisieren wir junge Menschen gegen radikale und extreme Strömungen und
entziehen staats-, gesellschafts- und menschenfeindlichen Gruppierungen den
Nährboden. Das kostet Geld, aber das muss uns die Zukunft unserer
demokratischen Gesellschaft wert sein
."
5. Mobilität – ökologisch und jugendgerecht
Junge Menschen haben ein Interesse daran, sich nachhaltig fortzubewegen. Um zu weiterführenden Schulen, Berufsschulen oder Ausbildungsstätten zu gelangen, ist diese Mobilität genauso erforderlich wie beim Engagement im Verein oder beim Besuch des Jugendtreffs. Mit einem kostenlosen und gut ausgebauten ÖPNV können junge Menschen flächendeckend und ökologisch mobil sein.
Wie werden Sie sich dafür stark machen, ein kostenloses Bildungsticket in Rheinland-Pfalz für junge Menschen, Auszubildende, Schüler*innen, Freiwilligendienstleistende und Juleica-Inhaber*innen einzuführen?
"Leider sind die Voraussetzungen im ÖPNV zwischen ländlichen Regionen und Großstädten unterschiedlich. Jugendliche haben in städtischen Räumen bedeutend mehr von kostenfreiem Nahverkehr – bei uns auf dem Land ist der ÖPNV noch keine umfassende Alternative zu Mofa, Roller und Auto. Für einen komplett kostenfreien ÖPNV zahlen alle – auf dem Land und in der Stadt – während die Vorteile dafür hauptsächlich auf einer Seite liegen. Wichtiger wird es bei uns sein, adäquate Verbindungen zu Zeiten anzubieten, die auf den Bedarf der Jugendlichen passen. Wer will schon um 16:30 Uhr Freunde besuchen und um 18:20 Uhr den letzten Bus in den eigenen Heimatort nehmen müssen?"
6. Klimaschutz und
Klimagerechtigkeit – unser aller Zukunft retten
Der Klimawandel ist eine der zentralen
Herausforderungen unserer Zeit, denn reine Luft, sauberes Wasser, fruchtbare
Böden und die Tier- und Pflanzenvielfalt sind die Grundlage jeden Lebens. Viele
junge Menschen haben diese Verantwortung erkannt und setzen sich mit Nachdruck
für eine nachhaltige, sozial gerechte und ökologische Entwicklung ein. Als
Jugendverbände engagieren wir uns verstärkt für eine Bildung für nachhaltige
Entwicklung. Doch die sozial-ökologische Transformation können wir nur
gemeinsam schaffen.
Wie werden Sie die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung und die 2015 vereinbarten Klimaziele von Paris bei Ihren Entscheidungen im Landtag berücksichtigen?
"Als Christdemokraten fühlen wir uns diesen Zielen, die maßgeblich von
Angela Merkel als Bundeskanzlerin ausgehandelt wurden, verpflichtet. Nur das,
was nachhaltig ist, kann auch sozial sein. Klima- und Nachhaltigkeitsziele sind
für mich keine leeren Worthülsen und internationale Versprechungen, sondern
verbindliche Regeln, die auch in Zukunft ein gutes Leben in Deutschland, aber
auch auf der ganzen Welt, ermöglichen werden. Im Fokus steht dabei für mich in
Deutschland, insbesondere in Rheinland-Pfalz, das Thema Bildung."
7. Auswirkungen von Corona auf die Jugendarbeit
Die Corona-Pandemie, unter deren Folgen gerade auch
junge Menschen zu leiden haben, zeigt auf, wie eng Digitalisierung, Kinder- und
Jugendarmut und Chancengleichheit miteinander verwoben sind. Nicht nur zur
Teilhabe an schulischer Bildung, sondern auch am sozialen Leben und zur
Realisierung von Angeboten der Jugendarbeit werden digitale Zugänge benötigt.
Besonders im ländlichen Raum mangelt es noch immer am notwendigen
Breitbandausbau und einer flächendeckenden Netzabdeckung. Viele Kinder
und Jugendliche haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, um sich mit
adäquaten Endgeräten auszustatten.
Welche Maßnahmen planen Sie, um der strukturellen Benachteiligung und der sozialen Ungleichheit von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken?
"Eine anständige Versorgung mit digitaler
Infrastruktur – vom Anschluss bis zum Endgerät – ist zwingende Voraussetzung
für schulische, politische, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe. Wer
beispielsweise aus finanziellen Gründen über kein angemessenes Endgerät
verfügt, der muss, ähnlich der Schulbuchausleihe, ein Gerät gestellt bekommen.
Das geht umso schneller und umfangreicher, je besser unsere Kommunen als Träger
der Schulen ausgestattet sind. Für den angemessenen Anschluss ist es wichtig,
dass Fördermittel, die vom Bund ausgezahlt werden, vollumfänglich weitergegeben
und nicht von der Landesregierung abgegriffen werden. Es bringt das beste
Endgerät – unabhängig vom finanziellen Hintergrund – nichts, wenn keine
Bandbreite auf den Dörfern ankommt."
8. Jugendamt Stadt Bad Kreuznach - Erhalt der öffentlichen Jugendhilfeträgerschaft in kreisangehörigen Städten
In der Debatte um das Jugendamt der Stadt Bad
Kreuznach wurde viel über Qualität gesprochen, aber ausschlaggebend für eine
Abgabe ist die finanzielle Ausstattung der Kommunen. Landkreis und Stadt werden
vom Land bisher unterschiedlich mit Schlüsselzuweisungen zur Refinanzierung der
Jugendhilfe bedacht. Dazu muss zwischen Landkreis und Stadt eine ergänzende
Finanzvereinbarung getroffen werden, ohne eindeutige Rechtsgrundlage und
lediglich mit dem Verweis auf eine angemessene Interessenquote der Stadt. Das
Land ist gefragt, die Gebietskörperschaften von dieser belasteten Situation zu
befreien und für alle Beteiligten Rechts- und Finanzsicherheit zu schaffen.
Werden Sie sich für eine
Reform der Finanzausgleichszahlungen in Rheinland-Pfalz einsetzen, um damit
langfristig auch den Erhalt der öffentlichen Jugendhilfeträgerschaft bei
kreisangehörigen Städten zu gewährleisten?
"Ganz eindeutig: Ja. Die SPD-geführte Landesregierung hat wiederholt und vorsätzlich ein verfassungswidriges System des kommunalen Finanzausgleichs geschaffen – trotz entsprechender verfassungsgerichtlicher Urteile. Das geht zu Lasten der Kommunen und damit zu Lasten auch der Jugendarbeit. Die Kommunen nicht in die Lage zu versetzen, ihren gesetzlichen Aufgaben nachzukommen, ist respekt- und verantwortungslos. Wir werden den kommunalen Finanzausgleich auf eine solide Basis stellen, die den Kommunen erlaubt, ihre gesetzlichen Aufgaben umfänglich zu erfüllen."
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